Eberhard Klemm: Spuren der Avantgarde
Schriften 1955–1991
548 S.
Vielen Musikfreunden aus Ost- und Westdeutschland seit Jahrzehnten als enthusiastischer Kenner und Forscher der neuen Musik seit Gustav Mahler, als Programmgestalter von Rundfunkkonzerten und Sendungen und als ständiger Mitarbeiter von Musikverlagen bekannt, war der 1928 in Zwickau geborene Eberhardt Klemm bis zu seinem Tod im Juni 1991 eine markante und höchst originelle Persönlichkeit. Das wirkte sich naturgemäß auf seine zahlreichen Arbeiten aus, die noch zu Lebzeiten Klemms in einem Reclam-Taschenbuch erscheinen sollten. Die Wendung der verschiedenartigsten Dinge von den achtziger zu den neunziger Jahren hat daraus ein Buchprojekt des Kölner Musikzeitschriften-Verlags MusikTexte gemacht, in dem von Berlioz bis zur Minimal Music Klemms wichtigste Arbeiten im weiten Feld des Musikdenkens versammelt sind. In den Schriften über die Großen des Jahrhunderts, über Bartók, Mahler, Debussy, Schönberg, über Ives, Varèse, Webern und Berg, über Krenek und Eisler und über die Außenseiter Louis Moreau Gottschalk, Satie, Zemlinsky, Scott Joplin, Carl Ruggles, und Stefan Wolpe, über Musikdenker wie George Bernard Shaw, Ernst Bloch und – wenn man so will – Karl Valentin, über anstößige Interpreten wie Hermann Scherchen und den genialen Leipziger Pianisten Manfred Reinelt, der sich das Leben nahm, nachdem für ihn in der DDR nicht einmal mehr ein minimaler Überlebensraum erkennbar war, wird ein selten so vielfältig ausgemaltes Panorama nachvollziehbar.
Dieses mit Unterstützung der Stiftung Kulturfonds entstandene Buch ist ein außerordentlich vitales Dokument dessen, was sich ganz allmählich – trotz aller Abschottung in der Musiköffentlichkeit der DDR – durchgesetzt hat, nicht zuletzt dank der unermüdlichen Vermittlungsarbeit von einigen wenigen, auf ihre Art hartnäckigen professionellen Musikkennern hohen Grads wie eben Eberhardt Klemm.
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